Als im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert in Süddeutschland abseits der großen Städte plötzlich raumgreifende, reich verzierte Kirchen, symmetrische Schlossanlagen und prachtvolle Klöster aus dem Boden sprossen, mag sich so mancher Landbewohner verwundert die Augen gerieben haben. Auch heute noch verblüfft uns die Epoche des Barock mit ihren Bauten, ihrer Kunstfertigkeit und auch ihren Widersprüchen. Die BAROCKwoche 2023 versammelt in ihrem Programm solche Momente des Staunens bei Führungen, kulinarischen Events, Konzerten und Vorträgen. Sie alle setzen die reichhaltigen Bauwerke und die Kultur dieser Zeit frisch in Szene.
Von Schäferstündchen, Lustgärten und barocken Tafelfreuden
Die Epoche des Barock war sinneslustig und durchaus immer wieder frivol. Weißgepuderte Gesichter und aufgeklebte Leberflecke galten als erotisch. Das gemeinsame „Schäferstündchen“ wurde erfunden genauso wie der schon damals zweideutige Begriff des „Lustgartens“. Franz Frick gibt bei seinem Vortrag in der Orangerie im Fürstlichen Hofgarten von Wolfegg einen tiefen Einblick ins weite Themenfeld „Barock & Erotik“. Sinnesfreude steht auch bei den kulinarischen Angeboten der BAROCKwoche auf dem Programm. So tischt das Hotel Altdorfer Hof in Weingarten während der Aktionswoche an den Abenden ein viergängiges Barockmenü mit Schweinefleischpastete, Knöpfle und Kabinett Pudding auf. In Zwiefalten nähert man sich einem Grundnahrungsmittel der Zeit, dem Bier: Bei einer Führung durch die Brauerei gibt es schäumende Kostproben. „Tisch & Tafel bei Hofe“ ist der Titel einer Führung im Neuen Schloss Tettnang. Sie führt an eine reich eingedeckte barocke Tafel und informiert über Zeremoniell und Gepflogenheiten, die bei Tisch während der Zeit des Barock eingehalten wurden.
Per Zeitmaschine in die Vergangenheit: Schauspielführungen und Stuckwerkstatt
Als die 14-jährige Marie Antoinette mit großem Geleit auf dem Weg zu ihrer Hochzeit mit dem französischen König Ludwig XVI. war, machte sie Halt in Mengen und ruhte sich im „Gasthaus zur Harfe“ aus. Ihre Kammerzofe führt während der BAROCKwoche interessierte Besucher durch die Stadt. Sie berichtet von dem gigantischen Brautzug und den Strapazen der Reise für die Erzherzogin. Jahre später wurde sie während der französischen Revolution enthauptet. Im ehemaligen Kloster Schussenried ist es der „fliegende Pater Mohr“ persönlich, der Besuchern seine Leidenschaft fürs Fliegen näherbringt. Er konstruierte Flugmaschinen und sprang mit einer solchen sogar aus dem Fenster, um ihre Tauglichkeit zu testen. Opulente Dekorationen aus Gips zieren die Wände und Decken fast aller barocken Säle. In der „Stuckwerkstatt für Familien“ auf Schloss Achberg können kleine und große Besucher sich in der Kunst des Stuckgießens probieren und dürfen ihr selbst gefertigtes Ornament dann auch mit nach Hause nehmen.
Musikalische Einblicke, spannende Führungen und Themenevents
In der Wolfegger Pfarrkirche St.Katharina und im ehemaligen Kloster Weißenau in Ravensburg blickt man bei Führungen tief ins Innere barocker Orgelschätze. Domorgelkonzerte erfüllen die prachtvolle barocke Kathedrale von St.Gallen anlässlich der BAROCKwoche mit überwältigender Klangfülle. Auf Schloss Achberg wird die Kombination aus barocker Musik und beeindruckender Architektur zum Erlebnis: Beim Schlossspaziergang führt Sänger Berthold Büchele durch Werke der oberschwäbischen Barockmusik – begleitet von Violine und Gitarre. Viele weitere Einladungen zu einer Zeitreise in die Epoche des Barock spricht das Programm der BAROCKwoche aus: zu Kirchenführungen wie in Ehingen, Oberstadion, Wald und Sigmaringen, zu Altstadtrundgängen mit barockem Schwerpunkt wie in Biberach, Kempten und St.Gallen sowie zu Themenevents wie dem „Barock-Check“ im Neuen Schloss Kisslegg.
Die Teilnahme an manchen Programmpunkten ist nur nach Voranmeldung möglich.
Mehr Informationen zu allen Programmpunkten unter www.himmelreich-des-barock.de