Faszination Moor

Wackelwald und "schwarzes Gold" in Oberschwaben-Allgäu

Als die mächtigen Gletscher der Würmeiszeit vor rund 18.000 Jahren schmolzen, hinterließen sie im heutigen Oberschwaben-Allgäu die für die Region so typische sanft durchmodellierte Landschaft. In den von den Gletschermassen ausgehobelten Senken sammelte sich damals das Schmelzwasser. Wasserpflanzen lagerten sich am Grund ab. Sie führten zur Verlandung der Seen und zur Entstehung wasserreicher Moore. 

Mit dem Wurzacher Ried, dem Federseemoor und dem Pfrunger-Burgweiler Ried liegen die größten Moorgebiete Südwestdeutschlands in Oberschwaben-Allgäu. Ihre verwunschene Atmosphäre und die vielen großen und kleinen Riedseen machen sie zu wahren Naturperlen. Die Moore werden als artenreiche Schutzgebiete und wichtige CO2-Speicher geschätzt und von Naturschutzzentren erlebbar gemacht. In den Schutzgebieten kann man leicht ganze Tageswanderungen unternehmen und beeindruckende Sonnenuntergänge erleben. Moorentstehung, -bedeutung und -nutzung werden bei Führungen, auf Themenpfaden, in Ausstellungen und sogar bei der Fahrt mit einem ehemaligen „Torfbähnle“ lebendig. Moorerde, das „schwarze Gold“ der Region, ist außerdem ein wohltuendes Heilmittel, das in den Moorheilbädern Bad Wurzach, Bad Buchau und Bad Waldsee eingesetzt wird.

Urgewalten in der Vorzeit
Ein perfekter Start ins Moorerlebnis ist die Ausstellung „MOOR EXTREM“ im Naturschutzzentrum Wurzacher Ried. In der interaktiven Schau spüren die Besucher mit allen Sinnen, welche Naturgewalten am Werk sind, wenn sich Gletscher bewegen. Sie „kurbeln“ sich durch die Geschichte und erfahren, wie langsam Moore eigentlich wachsen: es sind nur neun Zentimeter in einem ganzen Menschenleben von 90 Jahren.

Mit dem Torfbähnle auf Tour
Einen Schwerpunkt bildet in Bad Wurzach die Geschichte des Torfabbaus, der bereits in den Neunzigerjahren eingestellt wurde. Ausflügler setzen sich von April bis Oktober am zweiten Sonntag und vierten Samstag im Monat ins „Torfbähnle“. Einst transportierte es den Torf aus dem Abbaugebiet zum Bahnhof, heute fahren rund 50 Fahrgäste in offenen Wagen mit. Die gemächliche Fahrt führt auf alten Schmalspurgleisen mitten durchs Ried. An den Fahrtagen des Bähnles ist in Bad Wurzach auch das Oberschwäbische Torfmuseum geöffnet.

Ausflug in den Wackelwald
Schwankender Boden und wackelnde Bäume: Der Wackelwald im Naturschutzgebiet Federsee gleicht einem riesigen Naturtrampolin. Auf dem Wackelwald-Erlebnispfad gleich beim Kurpark von Bad Buchau sind auch die Kleinsten für einen Spaziergang zu motivieren. Sie dürfen mit dem Baumtelefon experimentieren, auf weichem Moorboden die Bäume zum Wackeln bringen und den „Moorpudding“ in Bewegung setzen. Das NABU-Naturschutzzentrum am Federsee bietet geführte Touren durch den Wackelwald an, außerdem im gesamten Federseemoor Fledermausabende, Vogelstimmen- und Familienführungen.

Schon von Pfahlbauern geschätzt: Der Federsee 
Inmitten des Federseemoores breitet sich die weitläufige Wasserfläche des Federsees aus. Zugänglich ist die Naturschönheit über einen langen Holzsteg, der weit in den See hineinführt. Schon die Steinzeitmenschen schätzten den Federsee als Siedlungsgebiet. Wie in einer Zeitkapsel haben sich im Moor ungewöhnliche Relikte dieser Zeit erhalten: Textilien aus Leinen, frühe Räder, Reste einer Fischsuppe und unzählige Bauhölzer zählen dazu. Viele der Funde präsentiert das Federseemuseum, es liegt direkt beim Federseesteg. Der neun Kilometer lange Archäologische Moorlehrpfad nimmt Spaziergänger und Wanderer zudem mit auf eine Reise durch 12.000 Jahre Menschheitsgeschichte.

Wilde Moorlandschaft Pfrunger-Burgweiler Ried
Das dritte bedeutende Moorgebiet der Region ist das Naturschutzgebiet Pfrunger-Burgweiler Ried zwischen Wilhelmsdorf und Ostrach. Seit dem 19. Jahrhundert stark genutzt und dafür trockengelegt, steht es heute beispielhaft für eine erfolgreiche Wiedervernässung und Renaturierung. Dafür wurde ein Großprojekt ins Leben gerufen, das dem Ried zwischen 2002 bis 2015 seine Funktion als CO2-Speicher zurückgegeben hat. Vier beschilderte Wanderwege mit Aussichtsplattformen und Stegen erschließen die 2.300 Hektar große Moorniederung. Schautafeln erklären die Besonderheiten. Besonders reizvoll ist die Besteigung des fast 40 Meter hohen Bannwaldturms mit weitem Blick über die wilde Moorlandschaft. Das Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf bietet darüber hinaus Abendwanderungen, Spiele im Wald, Foto-Frühwanderungen und Riedrallys an. Weitere Moore mit Erlebnisangeboten sind das Steinacher Ried in Bad Waldsee, das Naturschutzgebiet Bodenmöser in Isny und das Kißlegger Burgermoos.

Das schwarze Gold im Einsatz für die Gesundheit
Kraft schöpfen, regenerieren, dem Körper Gutes tun: Der Naturschatz Moor ist ein schon seit Jahrhunderten anerkanntes Heilmittel. Er kommt als Moorbad, Moorpackung und Trinkkur in den Moorheilbädern Bad Wurzach, Bad Buchau und Bad Waldsee zum Einsatz. Das über Jahrtausende im Moor gereifte Konzentrat aus Moosen, Farnen, Wurzeln und Heilkräutern wird zu Moorbädern und Trinkkuren verarbeitet. Sie aktivieren sanft die Sinne und wirken wohltuend in den Körper hinein.

Mit allen Sinnen eintauchen!
Das hochmoderne feelMOOR Gesundresort Bad Wurzach bietet Moor-Schnuppertage ebenso wie Intensivkuren an. Tief eintauchen ins Moor und in die Romantik können Paare etwa im Holzzuber unterm Sternenhimmel. Das Programm „Achtsamkeit & Moor“ legt den Schwerpunkt auch auf seelische Regeneration durch bewusstes Erleben. „Moor und Thermal“ heißt ein Angebot in Bad Waldsee, das das heißeste natürliche Thermalwasser der Region fördert. Aus annähernd 2.000 Meter Tiefe sprudelt es mit 65 Grad Celsius nach oben. Auch im Gesundheitszentrum Bad Buchau und der Adelindis Therme finden Moor und heißes Thermalwasser harmonisch zusammen.

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Celine Cramer

Celine Cramer

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