Transkript für hörgeschädigte
Folge 15: Von Eiszeitseen und Moorfröschen
Einleitung – Off-Stimme:
Sommer in Oberschwaben-Allgäu: sanfte Hügel, klare Seen, summende Insekten und das Quaken der Frösche. Die Natur lädt zum Schwimmen, Wandern, Radfahren oder einfach zum Genießen ein. In dieser erfrischenden Folge geht es um unsere „blauen Augen“ – die Seenlandschaft Oberschwabens – und um Menschen, die sich mit Herzblut für deren Schutz einsetzen.
Interview mit Elmar Schlecker
Thomas Strobel: Elmar, was macht aus deiner Sicht die Seenlandschaft in Oberschwaben so besonders?
Elmar Schlecker: In Oberschwaben gibt es besonders viele Stillgewässer – also Seen und Weiher –, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Man spricht sogar von den „blauen Augen Oberschwabens“. Aus der Luft sieht man das ganz deutlich – es glitzert und funkelt in vielen Ecken.
Thomas Strobel: Und wie ist es mit der Wasserqualität dieser Seen?
Elmar Schlecker: Die ist unterschiedlich. Es gibt viele Gewässer mit hervorragender Qualität, aber natürlich auch ein paar Problemkinder. Insgesamt sind wir aber sehr zufrieden – und viele der Seen sind zum Baden sehr gut geeignet.
Thomas Strobel: Was motiviert dich ganz persönlich für das Projekt?
Elmar Schlecker: Das hat für mich mehrere Gründe. Mein Vorname Elmar hat eine Verbindung zum Wasser – im Spanischen steckt da „mar“ drin. Außerdem habe ich am 22. März Namenstag, und das ist der Weltwassertag. Ich bin in Ravensburg geboren und fest in der Region verwurzelt. Für mich ist es einfach ein Herzensanliegen, die Natur hier zu bewahren und die Seen zu schützen. Beruflich könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen.
Thomas Strobel: Warum gibt es gerade hier bei uns so viele natürliche Seen?
Elmar Schlecker: Die Ursache liegt in der letzten Eiszeit, vor rund 12.000 Jahren. Als sich die Gletscher zurückgezogen haben, blieben Mulden und Senken zurück, die sich mit Wasser füllten. So entstanden viele der heutigen Seen. Manche davon sind heute als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Thomas Strobel: Was macht ihr konkret im Aktionsprogramm Oberschwäbische Seen?
Elmar Schlecker: Unser oberstes Ziel ist die Verbesserung des ökologischen Zustands der Gewässer. Besonders wichtig ist dabei, die Nährstoffeinträge zu senken – das reduziert das Algenwachstum, erhöht die Sichttiefe und verbessert die Badequalität. Es geht also nicht nur um Umweltschutz, sondern auch darum, die Seen als Erholungsorte attraktiv zu halten.
Thomas Strobel: Wie profitieren Gäste davon, die zu uns nach Oberschwaben kommen?
Elmar Schlecker: Sie können in sauberem, klarem Wasser schwimmen, sich erholen und die Natur genießen. Unsere Arbeit sorgt dafür, dass die Seen einladend bleiben – für Urlauber genauso wie für Einheimische.
Thomas Strobel: Gibt es einen Lieblingssee, den du besonders empfehlen kannst?
Elmar Schlecker: Ich finde alle unsere Seen schön. Aber mit meiner Familie bin ich gern am Obersee in Kißlegg, am Flappachsee bei Ravensburg, am Ilmensee oder am Badesee in Ummendorf. Jeder See hat seinen ganz eigenen Charakter.
Thomas Strobel: Warum würdest du sagen, ist Oberschwaben ein idealer Ort für Familienurlaub?
Elmar Schlecker: Weil man hier so viel machen kann – baden, wandern, Rad fahren, Natur erleben. Es gibt auch viele Lehrpfade, auf denen man spielerisch etwas über die Natur lernen kann. Wer mit Kindern unterwegs ist, findet hier tolle Angebote.
Interview mit Moritz Ott
Thomas Strobel: Moritz, du bist stellvertretender Geschäftsführer beim Landschaftserhaltungsverband Ravensburg und Biodiversitätsmanager. Was sind eure Hauptaufgaben?
Moritz Ott: Ganz allgemein gesagt: Wir wollen die heimische Artenvielfalt erhalten. Dafür beraten wir konkret Landwirtinnen und Landwirte vor Ort, entwickeln gemeinsam Projekte für mehr Artenvielfalt, legen Blühflächen an und arbeiten eng mit Gemeinden und Unternehmen zusammen, um naturnahe Flächen zu schaffen. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie des Landkreises Ravensburg – der erste Landkreis bundesweit mit einer eigenen Strategie dieser Art.
Thomas Strobel: Du betreust auch ein besonderes Projekt – das Moorfroschprojekt. Was genau steckt dahinter?
Moritz Ott: Der Moorfrosch ist eine stark gefährdete Amphibienart, die in Süddeutschland fast nur noch in Oberschwaben vorkommt. In einem Schutzprojekt ziehen wir den Laich unter kontrollierten Bedingungen auf – also in geschützten Aquarien – und setzen die Jungtiere später im natürlichen Lebensraum aus. So erhöhen wir die Überlebenswahrscheinlichkeit erheblich. Viele natürliche Fressfeinde – Fische, Enten – würden sonst den Großteil des Laichs fressen.
Thomas Strobel: Wie bist du selbst zur Arbeit mit Amphibien gekommen?
Moritz Ott: Ich bin in Langenargen aufgewachsen, mit direkter Nähe zur Argen – einem Fluss. Natur war schon immer ein Thema für mich. Der endgültige Auslöser war mein Zivildienst auf Fehmarn in einem Vogelschutzgebiet. Danach war klar: Ich will im Naturschutz arbeiten. Später habe ich in Norddeutschland in einem Amphibienprojekt gearbeitet – das hat mich geprägt. Die Liebe zu Fröschen ist geblieben.
Thomas Strobel: Wie fühlt es sich an, die selbst aufgezogenen Frösche auszuwildern?
Moritz Ott: Es ist ein sehr emotionaler Moment. Man lässt sie los – sieht sie aber meistens nie wieder. Sie sind sehr scheu und gut getarnt. Aber wenn wir ein Jahr später deutlich mehr Laichballen finden, wissen wir, dass es funktioniert hat. An einem Standort haben wir z. B. die Zahl der Laichballen von 1 auf über 50 gesteigert – innerhalb weniger Jahre.
Thomas Strobel: Was macht die Natur in Oberschwaben für dich besonders?
Moritz Ott: Die Vielfalt auf kleinem Raum. Wir haben Moore, Wälder, Flüsse, Wiesen – alles nah beieinander. Dazu eine kleinteilige Landwirtschaft, die solche Lebensräume erhält. Zwischen Allgäu und Oberschwaben wechseln sich die Landschaften auf engem Raum ab – das ist für Biodiversität ideal.
Thomas Strobel: Und wann ist deine Lieblingszeit in der Natur?
Moritz Ott: Morgens – wenn das Licht weich ist, der Tag erwacht, das Zwitschern beginnt. Oder im Sommer ein kühler Bachlauf im Wald. Diese stillen Momente in unterschiedlichsten Lebensräumen – das ist für mich Naturerlebnis pur.
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Das Podkäschtle ist der offizielle Reisepodcast für die Region Oberschwaben-Allgäu. Menschen aus der Region füllen die schönen Aussichten auf grüne Hügel und barocke Zwiebeltürme mit noch schöneren Geschichten.
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